Herbstferien, Virus und Weltuntergang

Herbstferien, Virus und Weltuntergang

Oder: Ein ewiges Werden und Vergehen.

„Herbstferien und Corona – was jetzt zu beachten ist“, „Corona und Herbstferien – Das müssen Sie jetzt wissen“ oder „Urlaub trotz Corona? In diese Länder können Sie jetzt noch reisen“. Es fühlt sich schon recht gruselig an, was dieser Tage in Deutschland und der Welt los ist, oder?

Seit die Zahlen wieder steigen, der Herbst mit grauen Wolken und Nieselregen obendrein Einzug gehalten hat, fühlt es sich für mich ein wenig wie ein Low Budget-Film aus einem kalifornischen Hinterhof-Studio an. Überall laufen maskierte Menschen in türkisfarbenen Einwegmasken oder ihren eigenen, handgeklöppelten Mund-Nase-Schutzen herum. Letzteres finde ich übrigens mindestens genau so gruselig wie die Stimmung an sich. Gefühlt jede Dritte Frau sitzt seit Mitte März wochenends vor der heimischen Nähmaschine und produziert im Akkord allerhand verschieden verzierte Masken. Liniert, kariert, gepunktet oder unifarben. Mit Spruch, ohne Spruch. Einen Fünfer pro Stück. Passend zu Abendkleid, Jogginghose, Badeanzug. Zu den Schuhen, der Handtasche oder der Haarfarbe. Verrückt.

Ist denn eigentlich wirklich schon wieder Weltuntergang angesagt? Die Klima-Krise, die Demokratie-Krise, die Corona-Krise. Fiese Briese durch die Krise! Ständig wird die Apokalypse ausgerufen, ein ewiges Hin und Her. Ob in der Bibel, dem Koran oder dem örtlichen Telefonbuch, überall vermutet man versteckte und chiffrierte Hinweise auf das Datum des jüngsten Tages. Verschwörungstheoretiker jeglicher Couleur flimmern über die Mattscheiben der Republik und verkünden haarsträubendes Unheil. Die sozialen Medien sind verseucht mit Miesepetern, Couch-Revoluzzern, aggressiven Übeltätern und Teilzeit-Virologen. Eine Kakophonie vielstimmiger Monologe, die am Ende keiner wahrnimmt, geht es doch ausschließlich darum, zu hetzen, zu petzen und zu denunzieren. Wer das nicht tut, dem ist auch meist der Weltuntergang egal. Diese Sorte Online-Konsument nutzt die virtuelle Spielwiese einzig zur Selbstdarstellung. Bestes Beispiel ist der glücklicherweise rückläufige Trend, die morgendlichen Haferflocken und das Mittags-Schnitzel mittels Foto in den Internet-Äther zu schießen. Aus meiner Sicht kann Social Media nur in kollektiver Depression enden. Einstein lag nämlich richtig, als er sagte, dass neben dem Universum einzig die menschliche Dummheit unendlich ist. Ich muss ja an dieser Stelle zugeben, dass ich online hin und wieder auch gerne meine Blödeleien mache. Ich picke mir einzelne Kommentare auf Facebook heraus und bringe dort etwas Unruhe herein. Oder stelle politische Meinungen an den Pranger. Oder beides. Gegenüber abertausend anderen bin ich dabei jedoch nicht beleidigend, verurteile die Medien nicht als Panikmacher oder mutmaße mir an, exorbitant und auffallend schlauer als die Regierung zu sein.

Womit wir wieder bei den Couch-Revoluzzern wären, die meinen, vom Sofa aus eine Revolution anführen zu können. Problem hierbei: Dass das irgendwann mal einem auf diese Weise gelingt, wird immer wahrscheinlicher. Vergleichbar mit dem Tsunami, der durch einen Flügelschlag eines Schmetterlings ausgelöst wurde. Verrückt.

U.a. deswegen betreibe ich übrigens Dadman. Durch meine Art von Blödelei, durch meine Art von Humor und das, was ich darunter verstehe, versuche ich abzulenken. Ich bin immer noch großer Freund von simplem Lachen. Weniger als beste Medizin, sondern einfach als Mittel, um in der heutigen, rasanten Zeit mental nicht unterzugehen. Bei all dem Stress, der täglich herrscht. Bei all dem Jähzorn, der jeden von uns mal überrennt und wir an Stellen laut werden, wo Lautstärke unangebracht war. Auch von extern. Wir sind alle nicht perfekt, stimmt’s?

Am Ende müssen wir alle diese gruselige Zeit irgendwie überstehen. Vor allem auch unsere Kinder. Denn sie sind am Ende das, worum ich mich am meisten sorge. Ich hoffe, dass meine Frau und ich effiziente Filter für sie sind, um die drohende Verrohung der Menschheit, die ein bisschen an Hexenverfolgung erinnert, so lange wie möglich von ihnen fernzuhalten. Sie werden noch früh genug in den Strudel dieser Dynamik geraten. Leider.

Drum lasset uns doch alle gemeinsam aus diesen Herbstferien das beste machen, was wir können. Ein bisschen Zeit gemeinsam, wenn auch ohne Flugreise (die auch wir umgebucht haben), ohne spektakulären Ausflug, ohne viele Dinge, die noch vor ein paar Monaten normal waren. Jeden Morgen geht die Sonne auf. Daran kann auch Corona nichts ändern.

David

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